Liebe Medienschaffende
Für den morgigen Abend rufen wir zu einer antifaschistischen Demonstration auf. Wir sind ein Bündnis, dass sich aus verschiedenen Personen aus den Regionen Bern, Thun und Solothurn zusammensetzt. Die Beweggründe für unseren Aufruf sind diverse faschistische, rassistische und sexistische Vorfälle in den genannten Regionen, sowie die Erstarkung von faschistischem Gedankengut in Europa oder den USA (siehe Aufruf: https://antifaschistischedemo.noblogs.org/deutsch/).
Dass Bern in den vergangenen Jahren nicht eine demonstrationsfreundliche Stadt war, in welcher Kundgebungen schon mal «im Keim erstickt» werden sollten, ist mittlerweile ein offenes Geheimnis. Dennoch hat uns die Medienmitteilung des Gemeinderates mit der Ankündigung, unsere Demonstration nicht zu tolerieren, überrascht. Wir möchten dem Gemeinderat diesbezüglich ihre eigene Medienmitteilung zur Aktionswoche gegen Rassismus von vor drei Tagen (02. Oktober 17) in Erinnerung rufen. Ironischerweise ähnlen sich die Passagen des Gemeinderates inhaltlich mit dem ersten Abschnitt unseres Aufrufes.
Auszug aus der Medienmitteilung vom Gemeinderat (02.10.17)
«Rassismus (unserer Meinung nach ebenso mit Sexismus & Faschismus ergänzbar) findet statt – hier und jetzt. Deshalb sollte auch die Auseinandersetzung mit Rassismus hier und jetzt stattfinden. […] „hier. jetzt. unbedingt. Nein zu Rassismus! “ lautet der Slogan der 8. Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus. Der Slogan wurde gewählt, weil rassistische Vorfälle oft banalisiert werden. Die Aktionswoche lädt Bernerinnen und Berner dazu ein, sich mit Rassismus auseinanderzusetzen, ihren Blick für Rassismus zu schärfen und sich dagegen zu wehren.»
Auszug aus unserem Aufruf
In jüngster Zeit haben sich in Bern und Umgebung faschistische, rassistische und sexistische Vorfälle gehäuft. Als Antifaschist*innen finden wir es wichtig, nicht einfach wegzusehen, sondern diese Entwicklungen zu thematisieren und konsequent zu handeln. Deswegen rufen wir am 06. Oktober zu einer lauten und bunten antifaschistischen Demonstration auf.
Im Folgenden möchten wir unsere Haltung zu diversen Aussagen in den Medien und des Gemeinderates darlegen.
Entgegen den Meldungen in den Medien geht es uns am kommenden Freitag nicht darum, etwas zu feiern. Im Gegenteil! In einer Zeit, wo rassistisches, sexistisches und faschistisches Gedankengut wieder an Akzeptanz gewinnt, möchten wir unsere Stimme erheben, sowie allen Menschen, die tagtäglich diskriminiert und unterdrückt werden ebenfalls die Möglichkeit bieten, mit uns an dieser Demonstration teilzunehmen.
Wie in den Medien bereits richtig festgestellt wurde, liefen vergleichbare Demonstrationen in den letzten Jahren ruhig ab. Umso befremdlicher erscheint es uns, dass Ereignisse vor 10 Jahren oder die Proteste gegen den G20-Gipfel als aktuelle Grundlage für ein «Sicherheitsrisiko» herangezogen werden. Ein «Gefahren- und Sicherheitspotential» konnten wir in unserem Aufruf oder in unseren Mobilisierungen über Plakate, Videos oder Veranstaltungen jedenfalls nicht feststellen. Vielmehr unterstellen wir, dass antifaschistisches, antirassistisches und antisexistisches Engagement mit fadenscheinigen Gründen kriminalisiert werden soll. Diesbezüglich möchten wir darauf aufmerksam machen, dass eine Teilnahme an einer «unbewilligten Demonstration» in Bern keine Straftat darstellt und ein Zeichen gegen Faschismus, Sexismus, sowie Rassismus auch in einer Stadt wie Bern möglich sein muss. Des Weiteren wurde erwähnt, dass die Organisator*innen der Demonstration nicht bekannt sind und somit niemand direkt angesprochen werden kann. In Anbetracht der Tatsache, dass wir eine öffentliche Email-Adresse, eine Facebookpräsenz und eine Webseite haben, überrascht uns diese Aussage ebenfalls.
Für den kommenden Freitag haben sich viele Menschen für die Demonstration angekündigt. Als Organisator*innen der Demonstration ist es uns ein Anliegen allen Teilnehmer*innen einen Schutz zu gewährleisten und unsere Absichten transparent zu kommunizieren. Wir möchten deswegen an dieser Stelle noch einmal deutlich machen, dass wir von unserer Seite her eine ruhige aber laute und inhaltsvolle Demonstration erwarten und fordern die Polizei dazu auf, sich am Freitag im Hintergrund zu halten, sowie den Ablauf der Demonstration nicht zu stören.
Mit antifaschistischen Grüssen
das Bündnis der «Antifaschistischen Demonstration Bern»